Strompreisentwicklung in Österreich

Strompreisentwicklung in Österreich

Die in den vergangenen Monaten stark angestiegenen Strompreise verunsichern die Bevölkerung und lassen die Frage offen, welche Faktoren zu dieser Entwicklung geführt haben und ob eine Stabilisierung des Marktes in Sicht ist? Wir klären über die aktuelle Strompreisentwicklung in Österreich auf!

Aktuelle Strompreisentwicklung

Ein österreichischer Haushalt bezahlte in der ersten Jahreshälfte 2021 rund 22 Cent/kWh Strom. Zum Jahreswechsel kletterte der Preis weiter nach oben und erreichte ein Niveau von über 27 Cent/kWh. Ein genaues Bild des Preisanstiegs für Strom liefert der österreichische Strompreisindex – ÖSPI. Dieser liegt aktuell um 163 % höher als im April des Vorjahres.

Nicht ganz so drastisch ist der Anstieg beim Anteil der Steuern und Abgaben, da hier durch das Aussetzen des erneuerbaren Förderbeitrages und der erneuerbaren Förderpauschale bereits entlastende Maßnahmen für Verbraucher gesetzt wurden.

Trotzdem wird sich der Strompreis 2022 deutlicher auf das Haushaltsbudget der Endverbraucher auswirken.

Strompreisentwicklung in Österreich

Ursachen für den Preisanstieg

Als Ursache für die ungünstige Preisentwicklung lassen sich einige Gründe festhalten:

1. Gesteigerte Nachfrage

Nachdem die Industrie, die durch das Coronavirus bedingte Reduktion ihrer Produktion langsam wieder hochfährt, kam es hier zu einer gesteigerten Nachfrage nach Energie. Auch im privaten Sektor gibt es einen größeren Strombedarf, da man mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringt.

Diese überproportionale Nachfrage führt unweigerlich zu steigenden Preisen.

2. Stark gestiegene Großhandelspreise

Der zuvor erwähnte Nachfrageanstieg war auch auf den Rohstoffmärkten zu beobachten. Erhöhte Großhandelspreise für Öl, Gas und Kohle wirken sich wiederum auf die Stromkosten aus, da diese Rohstoffe auch für die Stromerzeugung eingesetzt werden.

Zusätzlich befeuert wird die hohe Nachfrage durch einen strengen und langen Winter in Europa sowie den Genehmigungsstopp der Ostseepipeline Nord Stream 2.

Besonders betroffen von diesen Entwicklungen sind Stromanbieter, die kurzfristig an der Strombörse (Day-Ahead-Markt) Strom einkaufen müssen, da sich der Preis für eine gehandelte MWh durch das Merit-Order-Prinzip ergibt. Dieses besagt, dass sich der Strompreis nach der teuersten Herstellungsart richtet, die zur Deckung der Nachfrage benötigt wird.

Meist handelt es sich dabei um Strom, der mit fossilen Brennstoffen erzeugt wird.

3. Hoher CO₂-Ausstoß bei der Produktion mit fossilen Brennstoffen

Ein weiterer preistreibender Faktor durch die Stromproduktion mit fossilen Brennstoffen sind die aktuell hohen Preise für C02-Zertifikate. Diese machen die Produktion von vermeintlich günstigem Kohlestrom unrentabel, wodurch auf das ohnehin knappe Gas zurückgegriffen werden muss.

Zusätzlich führt das geplante Abschalten konventioneller Erzeugungsanlagen (z.B. Atomkraftwerke) zu weiteren Engpässen. Weiters hinkt der Ausbau der erneuerbaren Energien hinterher, wodurch man zur Produktion mit sehr hohen Kosten gezwungen ist.

4. Geringer Preiskampf zwischen den Anbietern

Bedingt durch die hohen Marktpreise werden immer mehr Energielieferanten aus dem Markt gedrängt und der übliche Preiskampf um die Endkunden findet nicht mehr im gewohnten Ausmaß statt. Viele Versorger können zudem nicht mehr zu den vertraglich vereinbarten Konditionen liefern.

Bei manchen gibt es sogar einen Aufnahmestopp für Neukunden. Besonders gravierend äußerten sich die damit verbundenen Preissteigerungen in Oberösterreich, wo man zwischenzeitlich über 50 Cent pro kWh bezahlen musste.

5. Hohe Netzentgelte

Ein weiterer Faktor, der den Strompreis in die Höhe treibt, ist die Steigerung der Netzentgelte. Bei E-Control, der Regulierungsbehörde für den österreichischen Energiemarkt, geht man für das Jahr 2022 von durchschnittlich 9,1 % höheren Netzentgelten aus.

Für einen Haushalt mit 3500 kWh Jahresverbrauch beträgt die Netzkostenerhöhung 21 €. Zurückzuführen sind diese Preissteigerungen auf den Ausbau des Leitungsnetzes und weitere Aufgaben der Netzbetreiber, wie z.B. das Installieren von Smart Metern. (Stromnetzentgelte 2022 – www.e-control.at)

Weitere Entwicklung für 2022

Schon seit Herbst letzten Jahres spielen die Strompreise verrückt. Zusätzlich befeuert wird die ohnehin angespannte Lage durch den Ukraine-Russland Konflikt, wodurch sich das Treffen verlässlicher Angaben zur weiteren Strompreisentwicklung als äußerst schwierig gestaltet.

Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Energiemarkt weiter von Preisschwankungen betroffen sein und das Preisniveau für längere Zeit nicht maßgeblich sinken wird.

Maßnahmen zur Kostenreduktion

Als ersten Schritt sollte man versuchen seinen Verbrauch zu mindern, denn der günstigste Strom ist der, den man nicht verbraucht. Schon mit kleinen Eingriffen in das Konsumverhalten lassen sich mehrere 100 kWh pro Jahr sparen. Hilfreiche Tipps zum Strom- und Energiesparen finden sich beispielsweise auf folgender Seite.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, seinen Stromanbieter zu wechseln. Vergleichsportale wie durchblicker.at helfen dabei, den günstigsten Anbieter zu finden. Wenn man jedoch bei seinem aktuellen Stromlieferanten eine Preisgarantie hat, sollte man sich einen Wechsel reiflich überlegen.

Um sich langfristig unabhängiger von Energieanbietern zu machen, ist eine Investition in eine private PV-Anlage ratsam. Ergänzt man diese durch einen Batteriespeicher, ist sogar eine 100%ige Selbstversorgung mit PV-Strom möglich.

Für Energiespeicher gibt es außerdem neue Vermarktungsmöglichkeiten, wodurch die Effizienz verbessert und die Amortisationszeit deutlich verringert werden kann. Durch die gesteigerte Stromerzeugung mit der Kraft der Sonne und das Zwischenspeichern in Batterien profitieren langfristig nicht nur Sie, sondern auch das Klima und unser Stromnetz.

Aktuell gibt es von Bund und Ländern umfassende Förderprogramme zum Ausbau der Photovoltaikerzeugung und Energiespeicherung in Österreich. Mehr dazu in unserem Blogartikel Förderungen für Photovoltaik und Batteriespeicher”.